Wir über uns
„Unsere Erlebnisse im Konzentrationslager“, das war das Thema der ersten öffentlichen Versammlung der politisch, rassisch und religiös Verfolgten des Naziregimes Im Ennepe-Ruhr-Kreis am 27. September 1945 im Saal Buschmann in Gevelsberg. Der Saal war überfüllt, viele fanden keinen Einlass mehr. Die Versamm-lungsteilnehmer waren von den Schilderungen so erschüttert, dass viele weinten.
Am 31. März 1946, ebenfalls bei Buschmann, bildeten die Überlebenden der faschistischen Konzentrationslager und Haftstätten so wie die Frauen und Männer aus dem antifaschistischen Widerstand die „Interessenge-meinschaft ehemals politisch, rassistisch und religiös Verfolgter im Ennepe-Ruhr-Kreis“.
Am 26. Oktober 1946 wurde dann in Düsseldorf der erste Landesverband der Vereinigung der Ver-folgten des Naziregimes VVN gegründet. Gründer waren die Delegierten von über 50 000 Naziopfer des Landes. Gleichzeitig entstanden Stadt- und Kreisvereinigungen. Die Gründung war der Entschluss von Bürger, die im Widerstand gegen Hitler gewirkt hatten und Opfer des Naziregimes wurden. Es waren Sozialdemokraten, Kommunisten, Parteilose, Angehörige der christlichen Kirchen und der jüdischen Gemeinschaft. Ministerpräsident Dr. Rudolf Amelunxen und der spätere Ministerpräsident und damalige Oberbürgermeister von Düsseldorf Karl Arnold hielten Begrüßungsansprachen. In seiner Ansprache erinnerte Dr. Amelunxen daran, dass allein die 34 Abgeordneten der KPD des Landtags von Nordrhein-Westfalen insgesamt 143 Jahre in Lagern und Folterkammern eingekäfigt waren, dass mehr als 400 Geistliche beider christlichen Kirchen zu Märtyrern wurden.
Im ersten Programm der VVN vom August 1946 hieß es: „Über alle Schichten Konfessionen und Rassen und Parteien hinweg schließen sich die Kämpfer gegen den Nazismus und die vom Nazi-Regime Verfolgten zu einer überparteilichen Organisation zur Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN) zusammen“
Am 10. November 1968 enthüllte die VVN am Eingang zum Waldfriedhof an der Waldstraße in Gevelsberg einen Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis.
Seit 1971 heißt die Organisation VVN/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten und öffnete sich auch für jüngere Mitglieder. Heute ist die VVN-BdA die größte überparteiliche und generationenübergreifende Organisation von Antifaschisten und Antifaschistinnen in der Bundesrepublik Deutschland. In ganz Deutschland gibt es Landesverbände. Die VVN-BdA sieht sich in der Tradition des „anderen Deutschlands“ zwischen 1933 und 1945.
Der rote Winkel mit einer Nummer auf der Häftlingsjacke war in den faschistischen Konzentrationslagern Kennzeichen für die politischen Häftlinge. Der rote Winkel ist heute das Symbol der VVN/BdA. Die gemeinsame Forderung nach der Befreiung am 8. Mai 1945 war und ist es noch heute:
Nie wieder Krieg!
Nie wieder Faschismus!
Die aus dem KZ Buchenwald nach Hause zurückkehrenden Häftlinge brachten das Vermächtnis des Schwurs von Buchenwald mit:
„Wir geloben, alle Täter vor Gericht zu bringen, den Faschismus mit seinen Wurzeln zu vernichten und eine neue Welt des Friedens und der Freiheit zu schaffen. Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel!
Das Vermächtnis des Schwurs von Buchenwald setzt die VVN-BdA-EN auch im Ennepe-Ruhr-Kreis in praktische antifaschistische Politik um. Wir beschäftigen uns in vielfältiger Weise mit den Ursachen, Inhalten Erscheinungen von Neofaschismus, Rechtsextremismus, Rassismus und Krieg.
Antifaschismus ist mehr als eine Gegenbewegung!
Dafür tun wir etwas:
Nazis und Rassisten offensiv entgegentreten
Für Frieden und Völkerverständigung, d. h. sich gegen Krieg und Militarismus einzusetzen.
Die Vergangenheit vor Ort dem Vergessen entreißen
Zivilcourage zeigen, nicht schweigen sondern einschreiten
Zeitzeugen und Autoren einladen, Geschichte erforschen
Antifaschistische Ziele lautstark formulieren, Verbot faschistischer Medien und Parteien fordern
Aktive Solidarität über mit MigrantInnen
Gemeinsam feiern, diskutieren und Freundschaft erleben
Mitdenken, mitreden, mitgestalten
Gemeinsame Aktionen, Demos Infostände
Fahrten zu Gedenkstätten und Konzentrationslagern
Alternative Stadtrundfahrten
Geschichte vor Ort entdecken und dokumentieren
Zeitzeugen befragen
Vergessenes und Verdrängtes ans Licht der Öffentlichkeit bringen
Lernen was NS-Terror, Rassismus, Antisemitismus und Krieg bewirkten
Sich einmischen in das politische Tagesgeschehen
Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
Werde Mitglied der VVN-BdA!
Siehe auch: www.vvn-bda.de; www.nrw.vvn-bda.de